Der Eperaner Thomas van Almsick  legt bis zu 12.000 Kilometer pro Jahr auf dem Rad zurück. Zu jeder Jahreszeit, bei Wind und Wetter, ist er unterwegs.
Der Eperaner Thomas van Almsick  legt bis zu 12.000 Kilometer pro Jahr auf dem Rad zurück. Zu jeder Jahreszeit, bei Wind und Wetter, ist er unterwegs.

Gronau - 

Weit, möglichst schnell und mit eigener Kraft – Thomas van Almsick zieht es auf dem Rennrad wieder in die Berge. Im August plant er die Teilnahme an gleich zwei Rennen.

von Günther Poggemann

zum Bericht der WN


Am Morgen in aller Frühe mit dem Auto in Richtung Sauerland, das Auto irgendwo in der Nähe der Autobahn A 46 geparkt, und dann mit dem Rennrad fünf-, sechsmal von allen Seiten zum Kahlen Asten hin­auf – demnächst steht das wieder auf dem Programm für Thomas van Almsick.

Dies alles ist aber nur „Mittel zum Zweck“, so der Eperaner Radsportler. Das eigentliche Ziel sind für den 49-jährigen der Radmarathon „Sauerland eXtreme“ über 250 km am 9. August und der „Alpenbrevet“ am 30. August mit Start und Ziel im schweizerischen Meiringen. Dort möchte er dann wie schon 2010 und 2013 bei der „Gold-Tour“ 172 km und 5.300 Höhenmeter über vier Alpenpässe, unter anderem den alten Gotthard-Pass mit seinen Kopfsteinpflasterpassagen, bewältigen.

„Möglichst schnell mit eigenem Antrieb eine große Strecke zurücklegen“, antwortet Thomas van Almsick auf die Frage, was ihn immer wieder antreibt, solche Ex­tremherausforderungen zu suchen. Und die Strecke sollte zudem noch möglichst bergig sein, müsste man vielleicht ergänzen.

In die Wiege gelegt wurde die Liebe zu den Bergen dem „Ur-Eperaner“, der wie schon sein Vater als selbstständiger Versicherungskaufmann in Epe tätig ist, wohl kaum. Selbst die einzige etwas größere Steigung ist hier mit dem Schöppinger Berg ja schon einige Kilometer entfernt.

Als Kind und Jugendlicher war Thomas van Almsick zudem nicht unbedingt ein begeisterter Sportler. „Ich war damals genauso breit wie hoch“, sagt er selbst mit ironischem Unterton: „Ich war aber immer auch schon sehr ehrgeizig.“ So begann er mit dem Tennissport, als der Arzt ihn vor möglichen Gesundheitsschäden warnte. Der Tennissport, den er dann einige Jahr bei Blau-Weiß Epe durchaus ambitioniert und erfolgreich betrieb, brachte aber bald Probleme mit den Knien und Gelenken. Ein Nachbar beschaffte ihm dann irgendwann das erste Rennrad.

Zunächst drehte er allein seine Runden, dann in den 1990er-Jahren in der Radsportabteilung beim TV Westfalia Epe. „Irgendwann war ich dann wieder hauptsächlich allein unterwegs“, erzählt er weiter. „Du fährst uns zu weit und zu schnell“, lauteten die Begründungen der vormaligen Mitstreiter. Heute geht Thomas van Almsick dann und wann noch mal gemeinsam mit Reinhard Epping auf Tour, der ihn auch zum „Alpenbrevet“ begleitet, sich dort aber mit der „Silvertour“ über 132 km zufrieden gibt.

Rund 12.000 km im Jahr, bis zu 400 km in der Woche, da können in der Tat nicht viele mithalten. Zu jeder Jahreszeit, bei Wind und Wetter, manchmal auch bei Schnee und Eis ist Thomas van Almsick mit dem Rennrad unterwegs.

In erster Linie sind es die großen Herausforderungen, die ihn antreiben. „Eine Woche zu Hause und nichts tun, dann fühle ich mich eingesperrt“, betont er zwar, „immer wieder den Punkt her­auszukitzeln, wo die eigene Grenze liegt“, das ist es vor allem, was ihn antreibt. „Natürlich ist es auch ein geniales Gefühl durch die Menschen am Straßenrand gepusht zu werden, wie zum Beispiel bei den HEW-Cy­classics. Man ist dann zu Leistungen fähig, die man selbst nicht für möglich hält“, so van Almsick.

Die Rennen mit den großen Massen auf weitgehend ebenen Strecken wie die Cyclassics in Hamburg oder auch der Münsterlandgiro wurden ihm aber zu rasant und zu gefährlich. Seit rund zehn Jahren zieht es ihn daher vor allem in die Berge. Zunächst absolvierte er die Strecke des Ötztaler-Radmarathons gewissermaßen zur Probe mit einem Freund in zwei Tagen, mittlerweile hatte er es auf sieben erfolgreiche Teilnahmen gebracht. „Die Herausforderung ist in den Bergen eine ganz andere. Auch die Landschaft ist natürlich sehr faszinierend“, begründet Thomas van Almsick seine Vorliebe für die Rennen in den Bergen.

Natürlich verbindet er die Starts dort immer auch mit dem Familienurlaub. Frau und Tochter müssen sich dann auch schon mal drei von zehn Urlaubstagen allein vergnügen, weil der Ehemann und Vater den ganzen Tag mit dem Rennrad unterwegs ist.

Fünf Radmarathons mit Strecken über 200 km in der näheren und weiteren Umgebung stehen für Thomas van Almsick in diesem Jahr als Vorbereitung für die großen Herausforderungen im Sauerland und in den Alpen im Terminkalender. Denn es geht ihm dort nicht nur um das Dabeisein. Auch die Zeit und die Platzierung müssen stimmen. „Beim Alpenbrevet ist eine Platzierung im Vorderfeld sicher utopisch, beim Sauerland eXtreme möchte ich schon ganz vorne mit dabei sein“, sind die Ziele klar gesetzt. Natürlich weiß er, dass Leistungssteigerungen mit zunehmenden Alter nicht unbedingt zu erwarten sind. „Ich möchte auf jeden Fall mit dem Sport alt werden“, so sein Wunsch. Den einen oder anderen Traum hat er bis dahin auch noch. „Die Tour-Transalp würde ich gern einmal fahren“ bekennt er. Rund 900 km an sieben Etappen über rund 20 Pässe und 19.000 Höhenmeter stehen dort auf dem Programm. Dafür fehlt ihm bisher noch ein Mitstreiter, denn die Teilnahme ist nur im Zweierteam möglich.